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... dieser Blog erzählt von Schwangerschaft, Geburt und der ersten Zeit mit dem Baby. Er berichtet von Erwartungen und Ängsten, Freude und Schmerz. Er möchte zum Nachdenken, Schmunzeln, Entspannen und Hinspüren anregen. Vielleicht kann er auch die eine oder andere Sehnsucht nach emotionaler Information stillen oder die Wartezeit aufs eigene Baby versüßen. Auf jeden Fall aber möchte er Gefühle und Gedanken weitergeben, Ängste nehmen und das ganze Glück ausdrücken, welches eine Mutter beim Schwangersein, Gebären und Stillen empfinden kann. Eine Geschichte, an der auch noch so viel Emanzipation nichts ändern kann. Zum Glück!

Donnerstag, 2. Februar 2012

Auf zu neuen Ufern...

Knapp vier Jahre wohnen wir jetzt hier, ein ganzes mit unserer Jasmin! Unsere Wohnung ist eng geworden. Jasmin, ein kleiner Mensch mit eigenen Gedanken, vielen Spielsachen und Freiheitsdrang bekommt nun ihr erstes eigenes Zimmer. Von nun an wird sie alleine in ihrem Zimmer schlafen. Sie wird nicht mehr wach werden, wenn ich im Stockfinsteren über einen Wäschekorb falle oder wenn Thorsten einen Hustenanfall kriegt. Sie wird aber auch nicht das vertraute Atmen und Reuseln neben sich hören. Sie wird nach einem schlimmen Traum nicht sofort in Mamas Bett fallen können. Vielleicht dauert es einen Augenblick, bis ich sie aus ihrem Zimmer rufen höre. Es sind so viele Abschiede, die man geschehen lassen muss! Das Loslassen beginnt schon mit der Geburt und geht unaufhaltsam weiter. Sie hat bereits ihren eigenen (Dick)-Kopf und bringt mich ganz schön an meine Grenzen. Ich muss akzeptieren, dass wir manchmal nicht einer Meinung sind und wir müssen Kompromisse finden. Sie versteht schon eine Menge von dem was wir sagen, sie isst mit uns am Tisch und ist ein vollwertiges Familienmitglied geworden.Sie kann bereits alleine stehen und wird sicher bald laufen. Wir haben kein Baby mehr! Wir haben ein Kleinkind, das Aufmerksamkeit und Zuwendung, aber auch Vertrauen und Freiheit fordert. Wie schnell wird es gehen, bis sie in den Kindergarten kommt. Wir werden die Zeit geniessen, die wir miteinander leben dürfen, einfach in den Tag hinein, ohne Zwang, ohne Termine!



Die Zimmer werden schon langsam leer. Der Umzug wirft seine Schatten voraus. Die neue Wohnung warte auf uns. Doch ich bin halt nicht so gut im Loslassen. Stand heute in meiner alten Küche. Wieviele Kuchen hab ich dort gebacken, wieviele Sonnenuntergänge beobachtet, wie oft die Tür hinter mir zugemacht, wenn ich traurig oder wütend alleine sein wollte. Wie oft Berge von Abwasch nach unzähligen Partys gespült, wie oft Mittagessen gekocht. Über hundert Postkarten hängen an den Wänden. So liebgewordene Kleinigkeiten. Meine erste eigene Küche - ich werde Dich nie vergessen! Immer diese Heulerei. Da sitze ich am Computer und nehme Abschied. Im Wohnzimmer samt Balkon, mit Blick auf den Grillplatz. Ob wir noch ein bisschen dazugehören werden? Wir ziehen ja nur ein Haus weiter. Ja, der Balkon, so viel Wäsche aufgehängt, besonders als das Baby ganz frisch war. Die Sommerabendluft noch in der Nase. Im Wohnzimmer die Erinnerung an den ersten Abend hier im Haus, in der ersten eigenen Wohnung mit Liane und Schera, an große Feten und den ersten Morgen mit Jasmin. Erleichtert und glücklich und müde auf der Couch. Die gemütliche Ecke wo der PC steht, an dem ich unzählige Stunden verbracht habe. Unser Schlafzimmer. Gedanken an Liebe und Ruhe. Hier haben wir Jasmin 'gemacht'! Hier haben wir Nächte durchwacht, sie in den Schlaf gewiegt, Hier hab ich mit ihr geweint, wenn wir alle nicht mehr konnten... und dann konnten wir doch! Und dann noch das Bad, in dem ich mich ach so oft hübsch gemacht habe, meinen wachsenden Bauch und später die Schwangerschaftsstreifen betrachtet habe.
Ja, das ist alles vorbei! Es geht weiter! Anders! Wir drei sind sehr dankbar für diese Räume, in die wir uns wann immer wir wollten zurückziehen konnten. Dankbar für all das Schöne und auch manchmal Schwierige. Dankbar für die neue Chance, als richtige Familie in die neue Wohnung einzuziehen!

Morgen gehts los!

Kopf hoch

Am Anfang scheint es, als könnte dieses kleine Bündel sich niemals so bewegen wie es selber möchte. Arme und Beine bewegen sich in einem eigenen Rhythmus und die Händchen schließen sich reflexartig um alles, was man ihnen hinhält. Doch schon bald wirft das Baby eigenständig sein Köpfchen hin und her, versucht schon, den Kopf zu heben und oben zu halten. Man kann direkt sehen, wie es sich anstrengen muss. Doch irgendwann is's geschafft. Der Kopf ist gar nicht mehr so schwer. Der nächste große Abschnitt kommt, sobald die erste Drehung vollbracht ist. Die ruhigen Zeiten, wo man das Baby auf der Wickelkommode oder auf dem Sofa parken konnte, sind endgültig vorbei! Es wird gekugelt und gerobbt! Das Baby erweitert seinen Aktionsradius! Alles in seiner Nähe wird angefasst, begriffen, abgelutscht. Es tritt aktiv in die Welt der Erwachsenen ein. Und um den 7. Monat sieht man, wie es versucht, das Hinterteil hochzustemmen. Es will krabbeln, sich fortbewegen, mobil sein. Jetzt heißt es, die Wohnung kindersicher machen.
Steckdosen sichern, keine überhängenden Tischdecken, weg mit den Hydrokultursteinchen, Putzmittel und Porzellan nach oben stellen und so fort. Mit dem Krabbeln lernt das Baby meist auch das Sitzen und das Sich-Hochziehen! Und das bedeutet für mich das Ende der Babyzeit. Unser Kleinkind wird sicher bald laufen!

Das Stillen

Da ich mich ja zügigst aus dem Krankenhaus abgemacht hatte, belief sich meine Weisheit über das Stillen auf das Stillbuch von Hannah Lothrop (sehr gut im übrigen). Kaum zu Hause angekommen, legte ich Jasmin an. Eine große Tasse Milchbildungstee und eine Flasche Malzbier standen auf dem Tisch. An der rechten Brust saugte Jasmin von Anfang an hervorragend. An der linken brauchte sie oft mehrere Anläufe, bis sie die Brustwarze gepackt hatte. Nach drei Tagen klappte links gar nix mehr. Die Milch war eingeschossen und die linke Brust war so prall, dass die Brustwarze kaum noch hervorstand. Dieser Tag traf ungünstigerweise mit einem so großen Hormonumschwung zusammen, dass ich das große Heulen bekam. Da sass ich mit einer vollen Brust, und konnte meinem Kind doch nichts geben. Ob ich das überhaupt alles richtig machte? Thorsten fuhr in die Apotheke und besorgte eine Gummiball-Milchpumpe und Stillhütchen. Versuch eins mit dem Brusthütchen: Es war völlig inkompatibel mit meiner Brust, saugte sich nicht fest und war überhaupt ne blöde Methode. Auf telefonischen Rat der Hebamme pumpte ich Milch ab, aber es kam kaum etwas. Ich fühlte mich als hätten sich meine Milchgänge verknotet. Langsam aber sicher wurde meine Brust heiss und hart. Ich vertiefte mich noch mal in das Stillbuch und fand einen genialen Tip. Legen Sie sich in die Badewanne und brausen Sie die volle Brust mit warmem Wasser ab. Dann streichen Sie mit der Hand die überschüssige Milch aus. Ha - Ausstreichen, das war's! Und wie, bitte, sollte das gehen?
Nach einigen unbeholfenen Versuchen hatte ichs raus und meine Milch spritze ohne Übertreibung 20 cm hoch. Nach unendlichen Mengen fühlte sich die Geschichte schon wesentlich besser an. Als Jasmin das nächste mal wach wurde, legte ich sie sofort an - und siehe da: Sie trank udn trank und trank.
Tja, jetzt, drei Monate nachdem ich abgestillt habe, wünsche ich mir die Zeit schon manchmal zurück. Die Gefühle und die Sache an sich. War doch superpraktisch. Wann und wo auch immer die kleine Maus Hunger oder Durst hatte, wir hatten alles dabei. Vor allen Dingen auch die nötige Portion Mut und das Selbstbewusstsein, im Falle eines Falles auch im Park, im Bus oder im Restaurant zu stillen. Wir haben's genossen!
Besonders schön war auch, wenn Jasmin ihr Nachtmahl gegen 22.00 Uhr einnahm, zusammen einzuschlafen. In unser großes Stillkissen eingekuschelt, saugte sie rhythmisch und begierig, bis sie satt und müde wurde. Oft bin ich sicherlich schon vor ihr eingeschlafen. Meist lagen wir so bis zur nächsten Mahlzeit. Jasmin wurde über 4 Monate voll gestillt. Die letzte Stillmahlzeit fand statt am 5.1.95, als sie genau 8 Monate alt war. Ich stillte zu dem Zeitpunkt nur noch ein bis zwei Mal, meist abends zum Einschlafen oder nachts. Bis zu dem Punkt, wo sie entschieden den Kopf wegdrehte. Ich versuchte noch ein paar Mal sie anzulegen, doch sie war sich sicher. Das wars! Nach etwas mehr als zwei Wochen machte ich die Probe aufs Exempel! Unglaublich aber wahr... meine Tochter wusste von nix mehr. Keine blasse Ahnung, wozu diese Milchbeutel gut waren. Vielen Dank für diese Zeit!

Mittwoch, 1. Februar 2012

Samstag abend ... Januar 1995

Thorsten ist Eishockey spielen. Wird spät werden. Jasmin und ich haben gerade zu Abend gegessen und gehen noch mal ein Stockwerk tiefer. Mal hören was da heute abgeht. Vielleicht gucken die Video. Da könnte man mit dem Babyphon in der Tasche sogar beiwohnen. Fehlanzeige, die gesamte Clique hat sich im Wohnzimmer versammelt und diskutiert lautstark, wo's heute hingehen soll. Bowlen oder Disco? Griechisch essen oder ins Bistro? Sauna oder Kino? Nach ewigem Hin- und Her eine Einigung. Erst ins Bistro, dann Disco. Jacken werden angezogen, Schlüssel gesucht und los. So. Jetzt sind wir alleine. Jasmin läßt sich anstandslos ins Bett bringen. Ich hab Zeit zum Nachdenken. Kein abendliches Squash-Match mit Thorsten, keine Disco, keine Bodega, kein gemütliches Schwätzchen bei Annette, kein Kino, kein Theater, ...! Jedenfalls nicht spontan.
Alle Aktivitäten müssen geplant sein. Schläft das Baby bei den Großeltern oder kommt es mit? Ordern wir einen Babysitter oder ist es momentan zu quäkig, um es jemandem zuzumuten? Falls das Baby auswärts schlafen soll, Wickeltasche packen, Brei oder Fläschchen vorbereiten, Telefonnummer hinterlegen und so weiter (NIX HANDY - Anmerkung der Red.)
Tja Hausfrau und Mutter. Da hast Du was Du wolltest.  'Ich habe meinen Spaß schon gehabt. Ich glaube nicht dass mir was fehlen wird, wenn ich ein Baby habe!' Große schlaue Sprüche. Jetzt sitz ich hier und bin ein wenig traurig. Alleine. Aus dem Schlafzimmer leises Weinen. Lauter werdend. Hilfloses Schreien. Ich gehe hinein. Das Baby steht im Bettchen, eine Hand am Gitter, die andere reibt die Äuglein. Tränennasse Wangen, strubblige Haare. Strahlendes Lächeln als es mich sieht. Es streckt die Ärmchen nach mir aus. Ich nehme es hoch und es schmiegt sich noch schlafwarm an mich. Eine kleine warme feuchte Hand fährt mir durchs Haar, will sich festhalten. Es ist noch so klein, einsam, kann sich nicht recht mitteilen, sucht Sicherheit und Nähe, Aufmerksamkeit und Liebe, Zuwendung und Hilfe. Vielleicht hat es schlecht geträumt? Ich bin froh, jetzt für es da zu sein!




Jeden Tag ein kleiner Abschied

Erst 'eins' gewesen - lange Zeit
im Moment des höchsten Gefühls
getrennt - wieder allein.

Ich geniesse Dein Saugen an meiner Brust.
Möchte nicht missen die Stunden
in der Dunkelheit der Sommernächte,
in denen wir uns Geborgenheit und Wärme gaben.
Meine Fähigkeit, Dich zu trösten und zu nähren,
möchte nicht missen Deine suchenden,
schmatzenden Bewegungen nach der
immersprudelnden Quelle in mir,
möchte nicht missen unsere Abhängigkeit,
die den Sommer überdauerte,
unser inniges Gefühl 
des gegenseitigen Verstehens,
bin froh, es erlebt zu haben,
denn mit der Zeit wird es weniger.
Du hast nun andere Interessen,
magst sitzen, schauen, alles mitkriegen.
Hast die Ruhe zum Schmusen nur noch nachts.
Bist schon so sehr Du selbst geworden.
Ich lasse Dich los!



Hallooo, ich möchte auch mal was sagen...

Ich bin jetzt schon fast 6 Monate auf dieser Welt. Und ebenso lange heisse ich Jasmin. Meine Eltern fanden, dass das ein schöner Name für ein Mädchen wie mich ist. Ich bin ganz zufrieden damit. Solange ich nicht Elfriede oder Alma heissen muss, ist es ok. 
Viele Erwachsene meinen, dass ein Menschlein in meinem Alter noch überwiegend zu schlafen und zu essen hat, aber meine Eltern und ich sind da anderer Meinung. Vielleicht mag es den Anschein haben, dass ich wirklich den lieben langen tag nix auf die Reihe krieg und oft einfach nur herumliege. Das ist natürlich nur äußerlich. Ich kann ja mal erzählen, was ich heute so getrieben habe. 
Also, der erste Hammer war schon mal heute Nacht, dass ich ganz schrecklich von einer leeren Brust geträumt habe. Ich saugte und saugte und saugte, aber es kam nix. Am Ende war ich so verzweifelt, dass ich furchtbar laut nach meiner Mami gerufen habe. Naja, gerufen ist vielleicht nicht ganz korrekt, ich hab eigentlich mehr geweint und geschrien, als wolle mir wer ans Leben. Zum Glück hat meine Mama mich gleich gehört und hat mich zu sich ins Bett geholt. Das war sehr kuschlig, zumal meine Mama derzeit in etwas schläft, was "Satää" heißt, ich glaube man schreibt es S-A-T-I-N oder so. Auf jeden Fall hat sie mich ganz feste gedrückt und liebgehabt, so dass es mir schon ein bisschen besser ging. Aber wenn man so arg geträumt hat, kann man nicht sofort mit dem Weinen aufhören. Also hat meine Mama mir meine Lieblingsbrust gegeben, damit ich selbst nachschauen konnte, ob noch was drin ist. Ich hab dann gesaugt und zum Glück war sie prallvoll mit Milch, wie fast immer. Wo ich gerade so schön dabei war, hab ich ein paar grosse Schlucke getrunken, obwohl ich nachts eigentlich nie Hunger habe. Naja, Ausnahmen muss es immer geben. 
Dann konnte ich aber gar nicht so recht wieder einschlafen, ich glaube es war so gegen halb fünf. Meine Mama hatte mich zuerst auf ihrem Bauch liegen, aber wenn ich da liege, kann ich nicht schlafen. Ich mag dann viel lieber spielen und ihr in den Haaren wuscheln. Das mag meine Mama aber morgens um halb fünf gar nicht so gerne. Also hat sie mich wieder zurück in mein Bettchen gelegt, zugedeckt und wollte selber wieder schlafen. Ich war auch kurz ruhig, weil ja eigentlich alles in Ordnung war, aber dann plötzlich fühlte ich mich soooo alleine. Mein Bettchen ist ja schon ziemlich groß und ich bin noch ziemlich klein, kam mir auf jeden Fall recht verloren vor. Also machte ich mich auf den Weg in die rechte obere Ecke des Bettes um mich da anzuschmiegen und mich ein bisschen wie in Mamas Bauch zu fühlen. Da ich aber wie gesagt erst fünf Monate alt bin, ist es für mich eine riesige Anstrengung so weit zu robben. Ich schnaufte und stöhnte, aber weil ich so müde war, klappte irgendwie gar nix. Puuuh, und weil ich ein kleiner Stier bin, wurde ich ganz furchtbar zornig. Meine Mama kann nicht schlafen wenn ich zornig bin. Soll sie übrigens auch nicht, weil sie mir ja helfen muss. Sie hat mich dann an den Rand des Bettchens gelegt, ein weiteres Mal zugedeckt und ihre Hand auf meinem Rücken liegen lassen. Dann wurde ich ganz sanft gestreichelt und hörte Mamas leise Stimme ... "Weisst Du wieviel Sternlein stehen..." ... und dann bin ich doch tatsächlich wieder eingeschlafen!
So viel Arbeit, obwohl der Tag noch gar nicht angefangen hatte.
Wieder aufgewacht bin ich um acht, aus gutem Grund. Ich hatte nämlich Frühstückshunger. Zum Glück war meine Mama schon wach. Der Frühstückstisch war bereits gedeckt, will sagen, meine Mama räkelte sich nackig im Bett. Wir brauchten nur noch ein Spucktuch als Serviette ausbreiten und los ging's. Mhmmm guuut!
Nach dem Frühstück wollte ich spielen. Flieger und Hopsen und so schöne Spiele die im Bauch kribbeln. Normalerweise macht das ja mein Papa mit mir, aber der war leider nicht da. Schon viele Tage nicht. Fünf oder so. Eishockey trainieren, hat er mir vorher gesagt, will er. In der Tschechei, wo immer das auch ist. Na, auf jeden Fall musste meine Mama mit mir Flieger spielen. War ganz nett, aber so gute Sturzflüge und Loopings und Schleifen wie der Papa kriegt sie nicht hin. Sie hat keinen Pilotenschein, sagt sie. Sie sei mehr für die Bordküche zuständig.
Na gut, dann sind wir aufgestanden. Ab auf den Wickeltisch. Ich hatte nämlich schon seit nachts irgendwann einen großen Stinker in der Hose. Und Pipi auch, aber das ist ja nicht so schlimm, das saugt ja die Windel auf. Meiner Mama macht es nix aus, meinen Popo sauber zu machen. Meinem Papa schon ein bisschen, glaube ich. Aber er macht es trotzdem oft wenn er zu Hause ist.
Auf  jeden Fall wollte meine Mama mich dann anziehen, ich mag aber viel lieber nackig rumstrampeln, ohne Windel und Hose und Hemdchen und vor allen Dingen ohne Socken. Ich schaffe es eigentlich immer recht schnell, meine Socken loszuwerden. Ich ziehe einfach kräftig vorne an der Spitze und ruck zuck sind sie weg. Einen haben wir mitten in Grünberg verloren, ich musste dann einseitig besockt nach Hause fahren.
Naja, über kurz oder lang schafft meine Mama es immer, mir irgendwelche Textilien überzuziehen. Ist ja auch schön warm, aber ein bisschen Spaß will man dabei ja schliesslich haben.
Dann ging's weiter. Mama wollte sich auch anziehen. Ich hingegen wollte spielen. Wie eigentlich jeden Morgen. Wir finden dann Kompromisse. Manchmal holt Mama all ihre Sachen ins Wohnzimmer, wo ich spiele, und macht zwischendurch lustige Späße mit mir. Es dauert zwar alles ein bisschen länger, aber dafür bin ich in der Regel ein sehr zufriedenes Baby.
Als wir dann glücklich alle angezogen waren, ging es wirklich los: Frühstück mit der Krabbelgruppe in Großen-Linden. Ganz viele Babys und Mamas kommen dorthin. Wir Babys sorgen dafür, dass sie nicht ganz so viele Brötchen essen. Manche Babys weinen wenn sie mal einen Augenblick alleine spielen sollen. Ich meistens nicht, weil meine Mama ja ganz in der Nähe ist. Heute hab ich mit Jacqueline Händchen gehalteb, dann sind wir beide eingeschlafen. Das war schön. 
Aber mein Vormittagsnickerchen ist immer nur ungefähr eine halbe Stunde lang und als ich aufwachte, waren die Mamas immer noch am Frühstücken. Jetzt wollte ich doch nicht länger auf meiner Decke liegen und hab nach meiner Mama gerufen. Sie hat mich dann an den Tisch geholt und auf ihren Schoß gesetzt. Ich kanns ja gar nicht so gut haben, wenn alle am Tisch was essen, bloß ich nicht. Meine Mama hat mir dann ein Stück Brötchen in die Hand gegeben, an dem ich herumlutschen konnte. Viel hab ich nicht runterschlucken können, weil eigentlich alles in meiner Hand zermatscht ist, aber Spaß hat's trotzdem gemacht.
Nach dem Frühstück sind wir zu meiner Oma nach Giessen an die Arbeit gefahren. Die wollte nämlich mit meiner Mama und mir in etwas gehen, wo man sein Essen mit Stäbchen isst. Naja, jedem das Seine, ich bevorzuge da doch eine kuschlige Brust oder zumindest einen Löffel. Ich saß in meinem Sportwagen und hatte mein Kuscheltier in beiden Händen. Es war recht gemütlich,  aber so langsam regte sich in meinem Bauch ein echtes Hungergefühl. Zum Glück ist meine Mama auf solche Situationen vorbereitet und packte auch gleich ein Gläschen mit Karotte-Kartoffel-Brei aus. Wunderbar! Als ich endlich satt war, konnte sich meine Mama ihrem Stäbchen-Essen zuwenden. Oma Lilo hatte schon gegessen und somit Zeit mit mir zu spielen. Oma verwöhnt mich gern ein bisschen. Sie hopst mich hoch in die Luft, spielt mit mir und meinen Stofftieren. Sie kocht mir Gemüsebrei und Tee. 27 Sorten wenns sein muss. Ich mag das wenn sie sich so um mich kümmert. Alle kümmern sich übrigens rührend um mich. Mir geht's schon echt gut!
Als wir nach dem Essen wieder im Auto saßen, bin ich ganz plötzlich arg müde geworden. In meinem Autositz schläft es sich ja ganz prima, und so nutzte ich die Gelegenheit, mein Nachmittags-Nickerchen zu beginnen. Aufgewacht bin ich später in meinem Bettchen. Mama muss mich da irgendwann hingetragen haben. Na, auf jeden Fall war ich dann wieder fit und ausgeruht.Genau richtig fürs Babyschwimmen. Mama hatte schon alles gepackt und los ging's. Im Schwimmbad ist es immer mächtig warm. Dort darf ich ganz nackig sein, ohne dass eine Oma oder Uroma sagt, ich würd mir die Ohren verkühlen oder ohne Socken kalte Füße und einen Schnupfen bekommen. Alle Babys haben nur ein Frotteehöschen an, nicht mal ne Windel. Das ist echt crazy. Und dann geht's ab in die Fluten. Ich mag Wasser sehr gerne und freue mich jedes mal wieder, wenn ich auf Mamas Arm ins große Becken darf. Das ist viel besser als unsere Badewanne zu Hause. Manche Babys weinen, wenn sie nur die Zehen ins Wasser stecken sollen. Versteh das nicht, die haben doch auch alle ihre Mamas dabei. Nach einer halben Stunde mussten wir leider wieder raus, weil die nächste Portion Babys eingetroffen war. Aber andrerseits war das auch gut so, denn viel Wasser macht auch viel Hunger. Mama zog mich wieder an (diese Geschichte kennen wir noch vom morgendlichen Anziehen) und stillte mich ausführlich. Nach dem Schwimmen bin ich auch immer ziemlich müde, also im Auto Augen zu und gepennt. Im Auto schlafe ich immer besonders gut. Das schuckelt so schön. Wenn ich mal nicht schlafen kann, müßten Papa und Mama eigentlich nur eine Runde um den Block mit mir fahren. Aber so weit ist es noch nicht gekommen ;)
Als ichzu Hause wieder aufwachte, befand ich mich auf meiner Krabbeldecke und mein Opa Uli war da. Der ist sehr lustig. Meine Mama hatte ihn wohl engagiert, weil sie noch mit Beja hopsen gehen wollte. Wegen ihrer Figur, sagt sie. Sie hätte einen Schlabberbauch und breite Hüften bekommen, seit ich auf der Welt bin. Aber sie wollte es ja nicht anders.
Mein Opa und ich können sehr schön miteinander spielen. Wir merkten gar nicht, wie die Zeit verging, bis mir der Opa nur mal so zur Probe einen Finger in die Windel steckte. Oh-oh! Ganz schnell wickeln! meinte er! Ich war ja im Zweifel, ob wir bei der Portion nicht lieber warten sollten bis die Mama wiederkam, aber Opa meinte, es würde schon gehen. Als ich gerade ausgepackt und ziemlich beschissen auf der Wickelkommode lag, hört ich einen Schlüssel im Schlüsselloch. Ha, da kommt ja die Mama, dachte ich, gerade noch rechtzeitig. Aber als die Mama ins Bad kam, stellte ich fest, dass sie gar nicht die Mama war. Es war nämlich mein Papa, den ich sooo lange nicht gesehen hatte. Ich lachte ihn an, weil ich mich so über ihn freute. Aber dann erst wurde mir bewusst, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Ich konnte mich nicht zusammenreissen, ich musste ihn einfach mal richtig anbrüllen. Hoffentlich hat er mir das nicht überl genommen. Kurz darauf traf auch meine Mama wieder ein, die mich mit allem drum und dran bettfertig machte. Schlafanzug, Haare kämmen, Gesicht eincremen, Vitamin-D-Tablette einnehmen und so fort. Puuuh, ich war ganz schön froh, als es jetzt in die Heia ging. Mama legte sich in ihr Bett und ich durfte mich nach diesem anstrengenden Tag so richtig gemütlich an ihre Brust kuscheln. Beim Nuckeln bin ich eingeschlafen und hab gerade noch mitgekriegt, wie Mama mich in mein Bettchen gelegt hat. So ein schöner, erlebnisreicher Tag. Gute Nacht!





Jasmin Becker, Herbst 1994 - (meine Mama hat's für mich aufgeschrieben)


Blick in den Spiegel

Mein Bauch ist leer und weich,
so weich, dass ihm jegliche Form fehlt.
Viele rot-blaue Streifen ziehen sich
vom Nabel bis hinunter zu den Oberschenkeln.
Auf meinen Hüften sitzt der Speck,
den ich vor der Schwangerschaft 
mühsam losgeworden war.


An den Beinen zeigt sich 
das eine oder andere Krampfäderchen.
Meine Brüste sind geschwollen und empfindlich,
oft laufen sie aus.
Meine Scheide hat eine Narbe,
ist weit und gedehnt.
Meine Haut zeigt seit der Geburt wieder
mehr Pickelchen und Unreinheiten.


Oft stehen mir beim Blick in den Spiegel
Tränen in den Augen.
Dann schäme ich mich vor mir.


Der Bauch, der mein Kind getragen hat,
die Scheide, durch die es geboren wurde,
die Brüste, die es nähren -
verdienen sie nicht liebevolle Blicke?!