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... dieser Blog erzählt von Schwangerschaft, Geburt und der ersten Zeit mit dem Baby. Er berichtet von Erwartungen und Ängsten, Freude und Schmerz. Er möchte zum Nachdenken, Schmunzeln, Entspannen und Hinspüren anregen. Vielleicht kann er auch die eine oder andere Sehnsucht nach emotionaler Information stillen oder die Wartezeit aufs eigene Baby versüßen. Auf jeden Fall aber möchte er Gefühle und Gedanken weitergeben, Ängste nehmen und das ganze Glück ausdrücken, welches eine Mutter beim Schwangersein, Gebären und Stillen empfinden kann. Eine Geschichte, an der auch noch so viel Emanzipation nichts ändern kann. Zum Glück!

Mittwoch, 1. Februar 2012

Hallooo, ich möchte auch mal was sagen...

Ich bin jetzt schon fast 6 Monate auf dieser Welt. Und ebenso lange heisse ich Jasmin. Meine Eltern fanden, dass das ein schöner Name für ein Mädchen wie mich ist. Ich bin ganz zufrieden damit. Solange ich nicht Elfriede oder Alma heissen muss, ist es ok. 
Viele Erwachsene meinen, dass ein Menschlein in meinem Alter noch überwiegend zu schlafen und zu essen hat, aber meine Eltern und ich sind da anderer Meinung. Vielleicht mag es den Anschein haben, dass ich wirklich den lieben langen tag nix auf die Reihe krieg und oft einfach nur herumliege. Das ist natürlich nur äußerlich. Ich kann ja mal erzählen, was ich heute so getrieben habe. 
Also, der erste Hammer war schon mal heute Nacht, dass ich ganz schrecklich von einer leeren Brust geträumt habe. Ich saugte und saugte und saugte, aber es kam nix. Am Ende war ich so verzweifelt, dass ich furchtbar laut nach meiner Mami gerufen habe. Naja, gerufen ist vielleicht nicht ganz korrekt, ich hab eigentlich mehr geweint und geschrien, als wolle mir wer ans Leben. Zum Glück hat meine Mama mich gleich gehört und hat mich zu sich ins Bett geholt. Das war sehr kuschlig, zumal meine Mama derzeit in etwas schläft, was "Satää" heißt, ich glaube man schreibt es S-A-T-I-N oder so. Auf jeden Fall hat sie mich ganz feste gedrückt und liebgehabt, so dass es mir schon ein bisschen besser ging. Aber wenn man so arg geträumt hat, kann man nicht sofort mit dem Weinen aufhören. Also hat meine Mama mir meine Lieblingsbrust gegeben, damit ich selbst nachschauen konnte, ob noch was drin ist. Ich hab dann gesaugt und zum Glück war sie prallvoll mit Milch, wie fast immer. Wo ich gerade so schön dabei war, hab ich ein paar grosse Schlucke getrunken, obwohl ich nachts eigentlich nie Hunger habe. Naja, Ausnahmen muss es immer geben. 
Dann konnte ich aber gar nicht so recht wieder einschlafen, ich glaube es war so gegen halb fünf. Meine Mama hatte mich zuerst auf ihrem Bauch liegen, aber wenn ich da liege, kann ich nicht schlafen. Ich mag dann viel lieber spielen und ihr in den Haaren wuscheln. Das mag meine Mama aber morgens um halb fünf gar nicht so gerne. Also hat sie mich wieder zurück in mein Bettchen gelegt, zugedeckt und wollte selber wieder schlafen. Ich war auch kurz ruhig, weil ja eigentlich alles in Ordnung war, aber dann plötzlich fühlte ich mich soooo alleine. Mein Bettchen ist ja schon ziemlich groß und ich bin noch ziemlich klein, kam mir auf jeden Fall recht verloren vor. Also machte ich mich auf den Weg in die rechte obere Ecke des Bettes um mich da anzuschmiegen und mich ein bisschen wie in Mamas Bauch zu fühlen. Da ich aber wie gesagt erst fünf Monate alt bin, ist es für mich eine riesige Anstrengung so weit zu robben. Ich schnaufte und stöhnte, aber weil ich so müde war, klappte irgendwie gar nix. Puuuh, und weil ich ein kleiner Stier bin, wurde ich ganz furchtbar zornig. Meine Mama kann nicht schlafen wenn ich zornig bin. Soll sie übrigens auch nicht, weil sie mir ja helfen muss. Sie hat mich dann an den Rand des Bettchens gelegt, ein weiteres Mal zugedeckt und ihre Hand auf meinem Rücken liegen lassen. Dann wurde ich ganz sanft gestreichelt und hörte Mamas leise Stimme ... "Weisst Du wieviel Sternlein stehen..." ... und dann bin ich doch tatsächlich wieder eingeschlafen!
So viel Arbeit, obwohl der Tag noch gar nicht angefangen hatte.
Wieder aufgewacht bin ich um acht, aus gutem Grund. Ich hatte nämlich Frühstückshunger. Zum Glück war meine Mama schon wach. Der Frühstückstisch war bereits gedeckt, will sagen, meine Mama räkelte sich nackig im Bett. Wir brauchten nur noch ein Spucktuch als Serviette ausbreiten und los ging's. Mhmmm guuut!
Nach dem Frühstück wollte ich spielen. Flieger und Hopsen und so schöne Spiele die im Bauch kribbeln. Normalerweise macht das ja mein Papa mit mir, aber der war leider nicht da. Schon viele Tage nicht. Fünf oder so. Eishockey trainieren, hat er mir vorher gesagt, will er. In der Tschechei, wo immer das auch ist. Na, auf jeden Fall musste meine Mama mit mir Flieger spielen. War ganz nett, aber so gute Sturzflüge und Loopings und Schleifen wie der Papa kriegt sie nicht hin. Sie hat keinen Pilotenschein, sagt sie. Sie sei mehr für die Bordküche zuständig.
Na gut, dann sind wir aufgestanden. Ab auf den Wickeltisch. Ich hatte nämlich schon seit nachts irgendwann einen großen Stinker in der Hose. Und Pipi auch, aber das ist ja nicht so schlimm, das saugt ja die Windel auf. Meiner Mama macht es nix aus, meinen Popo sauber zu machen. Meinem Papa schon ein bisschen, glaube ich. Aber er macht es trotzdem oft wenn er zu Hause ist.
Auf  jeden Fall wollte meine Mama mich dann anziehen, ich mag aber viel lieber nackig rumstrampeln, ohne Windel und Hose und Hemdchen und vor allen Dingen ohne Socken. Ich schaffe es eigentlich immer recht schnell, meine Socken loszuwerden. Ich ziehe einfach kräftig vorne an der Spitze und ruck zuck sind sie weg. Einen haben wir mitten in Grünberg verloren, ich musste dann einseitig besockt nach Hause fahren.
Naja, über kurz oder lang schafft meine Mama es immer, mir irgendwelche Textilien überzuziehen. Ist ja auch schön warm, aber ein bisschen Spaß will man dabei ja schliesslich haben.
Dann ging's weiter. Mama wollte sich auch anziehen. Ich hingegen wollte spielen. Wie eigentlich jeden Morgen. Wir finden dann Kompromisse. Manchmal holt Mama all ihre Sachen ins Wohnzimmer, wo ich spiele, und macht zwischendurch lustige Späße mit mir. Es dauert zwar alles ein bisschen länger, aber dafür bin ich in der Regel ein sehr zufriedenes Baby.
Als wir dann glücklich alle angezogen waren, ging es wirklich los: Frühstück mit der Krabbelgruppe in Großen-Linden. Ganz viele Babys und Mamas kommen dorthin. Wir Babys sorgen dafür, dass sie nicht ganz so viele Brötchen essen. Manche Babys weinen wenn sie mal einen Augenblick alleine spielen sollen. Ich meistens nicht, weil meine Mama ja ganz in der Nähe ist. Heute hab ich mit Jacqueline Händchen gehalteb, dann sind wir beide eingeschlafen. Das war schön. 
Aber mein Vormittagsnickerchen ist immer nur ungefähr eine halbe Stunde lang und als ich aufwachte, waren die Mamas immer noch am Frühstücken. Jetzt wollte ich doch nicht länger auf meiner Decke liegen und hab nach meiner Mama gerufen. Sie hat mich dann an den Tisch geholt und auf ihren Schoß gesetzt. Ich kanns ja gar nicht so gut haben, wenn alle am Tisch was essen, bloß ich nicht. Meine Mama hat mir dann ein Stück Brötchen in die Hand gegeben, an dem ich herumlutschen konnte. Viel hab ich nicht runterschlucken können, weil eigentlich alles in meiner Hand zermatscht ist, aber Spaß hat's trotzdem gemacht.
Nach dem Frühstück sind wir zu meiner Oma nach Giessen an die Arbeit gefahren. Die wollte nämlich mit meiner Mama und mir in etwas gehen, wo man sein Essen mit Stäbchen isst. Naja, jedem das Seine, ich bevorzuge da doch eine kuschlige Brust oder zumindest einen Löffel. Ich saß in meinem Sportwagen und hatte mein Kuscheltier in beiden Händen. Es war recht gemütlich,  aber so langsam regte sich in meinem Bauch ein echtes Hungergefühl. Zum Glück ist meine Mama auf solche Situationen vorbereitet und packte auch gleich ein Gläschen mit Karotte-Kartoffel-Brei aus. Wunderbar! Als ich endlich satt war, konnte sich meine Mama ihrem Stäbchen-Essen zuwenden. Oma Lilo hatte schon gegessen und somit Zeit mit mir zu spielen. Oma verwöhnt mich gern ein bisschen. Sie hopst mich hoch in die Luft, spielt mit mir und meinen Stofftieren. Sie kocht mir Gemüsebrei und Tee. 27 Sorten wenns sein muss. Ich mag das wenn sie sich so um mich kümmert. Alle kümmern sich übrigens rührend um mich. Mir geht's schon echt gut!
Als wir nach dem Essen wieder im Auto saßen, bin ich ganz plötzlich arg müde geworden. In meinem Autositz schläft es sich ja ganz prima, und so nutzte ich die Gelegenheit, mein Nachmittags-Nickerchen zu beginnen. Aufgewacht bin ich später in meinem Bettchen. Mama muss mich da irgendwann hingetragen haben. Na, auf jeden Fall war ich dann wieder fit und ausgeruht.Genau richtig fürs Babyschwimmen. Mama hatte schon alles gepackt und los ging's. Im Schwimmbad ist es immer mächtig warm. Dort darf ich ganz nackig sein, ohne dass eine Oma oder Uroma sagt, ich würd mir die Ohren verkühlen oder ohne Socken kalte Füße und einen Schnupfen bekommen. Alle Babys haben nur ein Frotteehöschen an, nicht mal ne Windel. Das ist echt crazy. Und dann geht's ab in die Fluten. Ich mag Wasser sehr gerne und freue mich jedes mal wieder, wenn ich auf Mamas Arm ins große Becken darf. Das ist viel besser als unsere Badewanne zu Hause. Manche Babys weinen, wenn sie nur die Zehen ins Wasser stecken sollen. Versteh das nicht, die haben doch auch alle ihre Mamas dabei. Nach einer halben Stunde mussten wir leider wieder raus, weil die nächste Portion Babys eingetroffen war. Aber andrerseits war das auch gut so, denn viel Wasser macht auch viel Hunger. Mama zog mich wieder an (diese Geschichte kennen wir noch vom morgendlichen Anziehen) und stillte mich ausführlich. Nach dem Schwimmen bin ich auch immer ziemlich müde, also im Auto Augen zu und gepennt. Im Auto schlafe ich immer besonders gut. Das schuckelt so schön. Wenn ich mal nicht schlafen kann, müßten Papa und Mama eigentlich nur eine Runde um den Block mit mir fahren. Aber so weit ist es noch nicht gekommen ;)
Als ichzu Hause wieder aufwachte, befand ich mich auf meiner Krabbeldecke und mein Opa Uli war da. Der ist sehr lustig. Meine Mama hatte ihn wohl engagiert, weil sie noch mit Beja hopsen gehen wollte. Wegen ihrer Figur, sagt sie. Sie hätte einen Schlabberbauch und breite Hüften bekommen, seit ich auf der Welt bin. Aber sie wollte es ja nicht anders.
Mein Opa und ich können sehr schön miteinander spielen. Wir merkten gar nicht, wie die Zeit verging, bis mir der Opa nur mal so zur Probe einen Finger in die Windel steckte. Oh-oh! Ganz schnell wickeln! meinte er! Ich war ja im Zweifel, ob wir bei der Portion nicht lieber warten sollten bis die Mama wiederkam, aber Opa meinte, es würde schon gehen. Als ich gerade ausgepackt und ziemlich beschissen auf der Wickelkommode lag, hört ich einen Schlüssel im Schlüsselloch. Ha, da kommt ja die Mama, dachte ich, gerade noch rechtzeitig. Aber als die Mama ins Bad kam, stellte ich fest, dass sie gar nicht die Mama war. Es war nämlich mein Papa, den ich sooo lange nicht gesehen hatte. Ich lachte ihn an, weil ich mich so über ihn freute. Aber dann erst wurde mir bewusst, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Ich konnte mich nicht zusammenreissen, ich musste ihn einfach mal richtig anbrüllen. Hoffentlich hat er mir das nicht überl genommen. Kurz darauf traf auch meine Mama wieder ein, die mich mit allem drum und dran bettfertig machte. Schlafanzug, Haare kämmen, Gesicht eincremen, Vitamin-D-Tablette einnehmen und so fort. Puuuh, ich war ganz schön froh, als es jetzt in die Heia ging. Mama legte sich in ihr Bett und ich durfte mich nach diesem anstrengenden Tag so richtig gemütlich an ihre Brust kuscheln. Beim Nuckeln bin ich eingeschlafen und hab gerade noch mitgekriegt, wie Mama mich in mein Bettchen gelegt hat. So ein schöner, erlebnisreicher Tag. Gute Nacht!





Jasmin Becker, Herbst 1994 - (meine Mama hat's für mich aufgeschrieben)


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