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... dieser Blog erzählt von Schwangerschaft, Geburt und der ersten Zeit mit dem Baby. Er berichtet von Erwartungen und Ängsten, Freude und Schmerz. Er möchte zum Nachdenken, Schmunzeln, Entspannen und Hinspüren anregen. Vielleicht kann er auch die eine oder andere Sehnsucht nach emotionaler Information stillen oder die Wartezeit aufs eigene Baby versüßen. Auf jeden Fall aber möchte er Gefühle und Gedanken weitergeben, Ängste nehmen und das ganze Glück ausdrücken, welches eine Mutter beim Schwangersein, Gebären und Stillen empfinden kann. Eine Geschichte, an der auch noch so viel Emanzipation nichts ändern kann. Zum Glück!

Dienstag, 31. Januar 2012

Umstandsmoden

Die Mode dieser Zeit kam mir natürlich entgegen. Leggings und weite Sweatshirts, doch mitten im Winter reicht eine Leggings nicht ganz aus, also ab in den Mami & Baby-Laden "Eine Jeans, soso, welche größe tragen Sie denn normalerweise?" "42!" "Mhm, da hätten wir hier etwas. Ganz ohne Knöpfe, nur mit Gummizug. Der Gummi ist verstellbar bis Bauchumfang 115 cm." Ich verschwand in der Kabine und warf mich in diese Hose. Um Gottes Willen! Da passte ich mindestens 2 mal rein (Zeitpunkt 5. Monat). "Ehm, meinen Sie nicht, dass die ein bisschen groß ist?" "Nein, auf keinen Fall, das brauchen Sie schon. Bedenken Sie, Sie haben noch ein paar Monate vor sich!" Na gut, sie musste es ja wissen. Ich nahm die Hose. Aber gesetzt den Fall, sie hätte tatsächlich recht, konnte ich mich ja noch auf einiges gefasst machen. Bauchumfang 115 cm! Mahlzeit! Im 7. Monat musste ich den Gummi schon um zwei Knopflöcher weiter stellen. Im 8. um weitere zwei. Viele waren nicht mehr übrig. Und im 10. Monat passte mir die Hose richtig, d.h. es war in der sackförmigen Ausbuchtung an der Vorderseite meiner Hose kein Zentimeter Platz mehr übrig. Alles voller Bauch. Man kann sich also vorstellen, wie variabel meine Garderobe noch war. Zu Hause schuffelte ich in der Regel in Radlerhosen (unter dem Bauch getragen) und ausgeleierten T-Shirts herum. Und vor einem echten Problem stand ich, als wir im Frühjahr auf eine Hochzeit eingeladen waren. Es war recht warm draussen. Meine schicksten Sachen, die mir passten, waren oben beschriebene Winterjeans und ein grauer, langer, dicker, weiter Rollkragenpulli mit einem Bärchen auf Nabelhöhe. Abgesehen davon, dass das noch nicht mal besonders schick war, wurde mir im Laufe des Abends ziemlich warm. Aber was tut man nicht alles....

Kindsbewegungen

War das jetzt was? Oder war das nur Magengrummeln? Ich glaub es hat sich bewegt. Ich spür was! Oder war das Einbildung?


Oh Mann, ich konnte mir lange nicht vorstellen wie das sein würde, wenn jemand von innen gegen mich tritt. Meine Vorderwandplazenta trug auch nicht gerade dazu bei, dass die Klopfzeichen meines Babys zu mir nach aussen dringen konnten. Mein Bauch war schon deutlich gerundet, als ich mir endlich Ende des 5. Monats sicher war. Ich lag auf dem Bett in unserem Wochenendhaus und hielt die allabendliche Zwiesprache mit meinem Kind, als plötzlich eine kleine Hand oder ein kleiner Fuss kräftig gegen meine Gebärmutterwand boxte. Deutlich spürbar und vor allem deutlich sichtbar. Ich konnte es nicht fassen. Da lebte etwas in mir, von mir, mit mir. Es war ein eigenständiges kleines Lebewesen, welches mir Zeichen gab. Und es blieb nicht bei einem kleinen Schubs am Abend. Mein Mann und mein Schwager mussten sich das natürlich sofort ansehen, und so lagen wir bald eine halbe Stunde auf dem Bett und beobachteten meinen Bauch, in dem sich einiges tat. Ich versuchte, mit meiner Hand Kontakt zum Baby aufzunehmen. Immer und immerwieder wollte ich dieses Gefühl, diese Bewegungen spüren, die nur für mich waren. Noch früh genug würde der Rest der Welt Einfluss auf dieses kleine Leben in mir haben. Ich weiss nicht wie oft ich in den verbleibenden fünf Monaten bis zur Geburt diese Püffe, Knuffe und Tritte gespürt habe, ich weiss nur, dass ich es nie müde wurde, hinzuspüren und zu geniessen. Noch in der Nacht der Geburt erlebte ich diese Bewegungen als angenehm, zeigten sie mir doch, dass unser kleines Mädchen tatkräftig mithalf auf die Welt zu kommen. Einzige kleine Ausnahme: Tritte gegen meine volle Blase. Es kam doch hin und wieder vor, dass die Beckenbodenmuskulatur diesem Druck nicht standhielt und ein paar Tröpfchen Pipi in die Slipeinlage tropften.

MEIN KIND

Es war schon ein komisches,
völlig neues, unbekanntes Gefühl,
zu wissen, dass DU jetzt da bist.
Winzig, erst wenige Millimeter groß, 
nur ein paar Gramm schwer,
und doch hast DU vieles in mir ausgelöst!
Ein seltsames Gefühl der Verantwortung 
machte sich breit,
obwohl sich objektiv noch nicht
viel verändert hatte.
Zuerst nur ein roter Punkt auf dem Teststäbchen
und vier weiche Knie während einer Umarmung!
Dann ein erstes Bild, auf dem wohl nur
die Eltern DICH erkennen können;
für andere sieht es wohl eher nach einem
Satellitenfoto 
einer Mondlandschaft aus.
Alle fragen nach DIR, 
wollen meinen Bauch streicheln,
obwohl man anfangs noch keine Veränderung
feststellen kann.
Jetzt, nach 15 Wochen,
die wir nun schon zusammen sind,
tut sich dann doch einiges.
Ich merke, wenn DU am Wachsen bist
DU merkst, wenn ich schlecht drauf bin...
Und seit heute bin ich mir fast sicher,
DICH in meinem Bauch gespürt zu haben,
ganz weich und zart,
leicht zu verwechseln mit
einem Grummeln im Magen,
noch ohne Nachdruck und doch da!
Es ist nicht mal mehr ein halbes Jahr hin,
bis DU auf diese Welt kommen sollst.
Ob ich bis dahin eine Mam werde?
Oft frage ich mich, wie ich der neuen Situation gewachsen bin.
Ob DU mit mir zufrieden sein wirst.
Ob ich das alles schaffen werde.
Bin ich nicht selbst noch ein Kind?

Laß uns zusammenhalten, ja?

Alles Liebe für Dein Leben,

Mami

DIe Übelkeit ...

Nach einigen Tagen stellte sich regelmäßig nachmittags ein seltsames Völlegefühl ein. Wie nach einem guten Weihnachtsbraten mit Knödeln und Rosenkohl und Nachtisch. Ich musste mich zwar nicht übergeben, aber lästig war es schon. Von vielen gewordenen Mamis hatte ich gehört, dass diese Übelkeit zu den schlimmsten Erinnerungen ihrer Schwangerschaft gehörte. So schlimm fand ich's ja dann nicht und wunderte mich ein wenig über diese Frauen, bis ich dann eines Morgens aufstand, mir von einer Sekunde zur anderen brechschlecht im Bauch wurde und ich es fast nicht mehr bis zum Klo gepackt hätte. Das war etwa in der 11. Schwangerschaftswoche. Von nun an zog sich das bis Ende 5. Monat, also 9 Wochen. Ich befolte alle Regeln. Vor dem Aufstehen etwas essen, nach dem Aufwachen noch 10 Minuten liegen bleiben, nach dem Aufstehen gleich ein Glas Wasser trinken, abend nicht mehr so spät essen, auf der Seite schlafen, -...! Alles umsonst. Sobald ich einen Fuss aus dem Bett gesetzt hatte, überkam's mich. Was bleibt einem da übrig, als sich damit abzufinden. Ich fand mich also gezwungenermaßen damit ab und war richtig verdutzt, als ich eines Morgens aufstand und - es mir richtig gut ging...

Feststellen der Schwangerschaft 13.9.1993

Nach einem langen Abend mit vielen Gästen und unzähligen Mutmaßungen über meine vermeintliche Schwangerschaft zogen wir doch einen Schwangerschaftstest in Erwägung. Dazu kam das üble Ziehen in meinen Brüsten, welches ich bis dahin als Vorzeichen meiner Periode deutete. Na gut, kaufen wir so'n Ding. DM 24,50! Für ein bisschen Plastik mit einem Indikatorpapierchen drin. Feierliches Pipimachen am Montag Vormittag. Jetzt sollte der Test vier lange Minuten stehen. Wir wollten eigentlich so lange nicht hinschauen, aber nach knapp 30 Sekunden wars vorbei mit der Geduld. Die halbe Minute hatte aber schon gereicht, um zwei deutliche rote Punkte sichtbar zu machen. Plötzlich zitterten vier Knie und wir fielen uns um den Hals. Unglaublich. Ich und schwanger! Nicht zu fassen. Wir machten uns umgehend auf den Weg um allen Bescheid zu sagen, die es was anging. Niemand der sich nicht riesig freute. So also der Beginn einer wunderschönen Zeit. Erst mal war ich mächtig stolz. Und dann kam noch so ein mulmiges Gefühl hinzu. Heiraten, Hausfrau und Mama, Verantwortung, Kindererziehung, Abschied von der eigenen Kindheit. Und plötzlich überfiel mich eine alte Angst hinterrücks, an die ich noch gar nicht gedacht hatte. Blutabnehmen gehörte doch meines Wissens nach zu jeder Vorsorgeuntersuchung. Ein Kind zu bekommen konnte bestimmt nicht schlimmer sein als eine Blutabnahme! Aber motiviert von meinem neuen Verantwortungsbewusstsein griff ich sofort zum Telefonhörer (eines Gerätes was mit einer Schnur im Flur fest installiert war ;)  ) und holte mir einen Termin bei meinem Frauenarzt. Schon am nächsten Tag sollte ich kommen. Keine Zeit mehr sich großartig aufzuregen. Der Doc machte zuerst noch mal einen Schwangerschaftstest, der natürlich ebenfalls positiv war. Dann wurde der Termin errechnet. 16.5.1994. Und dann wurde ich ins Labor geschickt. Bibber. Doch die Laborfrau machte das tatsächlich so geschickt, dass ich fast nichts spürte. Danach wurde ich noch gewogen und zum Ultraschall beordert. Auf dem Bildschirm war doch bereits deutlich die Keimanlage und die Fruchthöhle zu sehen. Wir bekamen das Bild ausgedruckt und konnten das von nun an jedem zeigen. Wir waren ganz schön stolz. Die ersten Tage und Nächte waren ganz schön spannend. Wir erwarteten jede Veränderung mit Sehnsucht. 9 Monate sind lang. Die erste Veränderung war die, dass mir ständig übel war...
Mit Liebe für drei ... meine ich nicht, drei eigene Kinder zu lieben. Ich meine damit, über den Streß und die Freude und die neue Verantwortung nicht die Liebe und Zuneigung zum Partner und die Liebe und Nähe zu sich selbst zu vergessen. Nachdem jasmin etwa 4 Monate alt und der Alltag im gewissen Sinn wieder eingekehrt war, fiel mir auf, dass mein Mann und ich, natürlich auch aufgrund der Tatsache, dass wir nur noch selten alleine gemeinsam ausgehen konnten, hauptsächlich nur noch Eltern waren. Die Partnerschaft war in den Hintergrund gerückt, funktionierte zwar, was die Versorgung des Babys und des Haushalts anging, war aber ansonsten auf ein Minimum reduziert. Dazu kamen kurze Nächte, Blähungen und die Tatsache, dass ich Jasmin voll stillte. Wir konnten Jasmin deshalb auch nicht lange bei ihren Großeltern lassen, weil nie vorherzusagen war, wann sie wieder Hunger bekam. Die Stillerei stillte auch meine Lust auf sexuelle Berührungen, was sich natürlich in der Beziehung auswirkte. Dazu kam noch, dass wir beide oft so müde waren, dass wir einfach nur noch in Bett fielen und schliefen.
Natürlich gibt sich all das, sobald die kleinen Mäuschen größer werden, aber sollte man so lange warten, bis man sich wieder auf sich besinnt?
Uns war es wichtig, ab und zu ganz für uns zu sein. Ohne darauf hören zu müssen, ob das Baby weint; laut Musik hören zu dürfen, ohne die Angst, das Baby könnte einen Gehörschaden erleiden, oder einfach mal nichts zu tun. Ebenso wichtig ist es für uns beide, von Zeit zu Zeit ganz alleine zu sein. Jeder für sich. Für mich ist es das Größte, zu malen, zu schreiben, oder Gitarre zu spielen. Eine Tasse Kaffee und ein paar Kekse dazu. Ich muss einfach Dinge, die in mir sind, auf irgendeine Art und Weise nach aussen bringen. Oft nur, um mein gedankliches Chaos zu entwirren. Und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, all diese hochgeistigen Ergüsse in einem kleinen Büchlein [respektive Blog] zusammenzufassen. Viel Spaß und Entspannung beim Lesen...


(Anmerkung... damals 24 Jahre, Medizinstudentin, Studium bis auf Weiteres auf Eis gelegt)