Liebe für drei
hätte es 1994/95 Blogs und Internet in der heutigen Form gegeben, hätte ich folgenden Blog geschrieben...
zum Inhalt...
Freitag, 7. Juni 2019
Allgemeine Hochschulreife ...
Welcher Kampf und welche Selbstzweifel da in 13 Schuljahren drinstecken können kann wohl keiner ermessen, der sich mit seinem Abitur entweder leicht getan oder es gar nicht erst versucht hat.
Von Anfang an hast du dich gequält, Tom. Nichts war leicht. nichts ging von alleine. Alleine das Lernen zu lernen hat gut 11 Jahre gedauert, erst in der Oberstufe hast du verstanden was das alles überhaupt soll.
Dann allerdings fiel dir auf wo überall die Lücken waren. Und die waren in der kurzen Zeit nur schwer zu füllen. Deinem Grundsatz "Das Pferd springt net höher wie's muss!" getreu, waren auch die letzten Abi-Prüfungen haarscharf und punktgenau abgemessen. In Mathe wackelte die rot-weiß-gestreifte Stange, auf der in großen Lettern ABITUR draufstand, noch mal sehr gefährlich.
Aber allen, und besonders deinen eigenen, Befürchtungen zum Trotz hat es gereicht. Du hast geackert und gelernt, Tage in der Bib verbracht und dir selber ordentlich in den Arsch getreten.
Wenn es auch nicht immer so aussah - ich wusste dass du deinen Weg machst. Und wenn du deine post-abiturale Sinnkrise überstanden hast, stehen Dir alle Wege des Berufslebens offen (falls du nicht gerade Chirurg werden willst).
Es macht mich und natürlich auch Papa stolz zu sehen, dass du es geschafft hast. Denn wir standen - egal in welcher Schule und gegenüber welchem Lehrer - immer mit all unserer Löwenelternmut hinter dir. Alles was du gebraucht hast war Zeit, und Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten. Und das haben wir dir geben können. ...
Wir haben das alles zusammen gerockt.
Da war der erste Schultag, der für dich nicht "Hurra ich bin ein Schulkind!" bedeutete, sondern "Jetzt kann ich morgens nicht mehr zum Opa."
Da waren Hausaufgaben, die dir Stunden deiner Freizeit raubten, - nicht weil es so furchtbar viel gewesen wäre- nein - weil du Ewigkeiten damit verbracht hast am Schreibtisch zu sitzen und deine Motivation zu suchen, die wohl irgendwo zwischen den yu-gi-oh Karten und den Beyblades stecken musste.
Da war die erste Klassenfahrt, zu der du aufgebrochen bist als solltest du für Jahre zur Landverschickung nach Nord-Niedersachsen, dabei war es nur eine Nacht in der Wetzlarer Jugendherberge.
Da war jeden Morgen wieder unerklärliches Bauchweh, welches du mit in die Schule geschleppt hast. Wenn schon die Nummer der Schulsekretärin auf meinem Handy aufleuchtete wussten wir was es geschlagen hatte. "Dem Tom geht's nicht gut, er möchte bitte abgeholt werden!"
Zum Glück hatte Herr Becker, dein Klassenlehrer, ausreichend Empathie und Erfahrung, so mit dir umzugehen, dass wir die Grundschulzeit irgendwie überstanden haben.
Am dümmsten war der Versuch, dich auf ein G8-Gymnasium zu schicken. Keine gute Idee. Deine Französischlehrerin auf der Lio war wie eine Betonwand vor der du kapituliert hast. Eine sms: ich halte das nicht mehr aus! Holt mich hier raus! zeigte uns, dass wir einen Fehler gemacht hatten.
Wir zogen alle Register um Herrn Kissel davon zu überzeugen, dich mitten im Schuljahr auf der ARS aufzunehmen. Und an deinem ersten Tag dort hast du begonnen erwachsen zu werden. Ganz alleine wolltest du ins Sekretariat gehen und fragen wo du hin musst und ebenso alleine und tapfer bist du dann in deine neue Klasse gegangen.
Seitdem ging es aufwärts. Noch nicht so steil was deine Noten anging, aber umso steiler was deine soziale Kompetenz betraf. In wenigen Tagen hattest du dich eingelebt und das Schulbauchweh ist nie wieder aufgetaucht. Ein Hoch auf die Dorf-Gesamtschule. Du hattest wieder Zeit und Kapazität um skaten zu gehen und hast angefangen Gitarre zu spielen.
Hast eine entspannte Pubertät erlebt, Unsinn gemacht, das Leben genossen. Mit deiner E-Gitarre zusammen einen ordentlichen Realschulabschluss geliefert und uns schon vor drei Jahren mit dem von dir moderierten Abschlussabend in der Volkshalle verblüfft.
Dann hast du dir die WSO ausgesucht. Auch die Aufnahme dort lief nicht ganz glatt. Auch da bist du persönlich hingegangen und hast für diesen Platz gekämpft. Und jetzt war auch für dich die Zeit reif, dich in einer Gießener Schule wohlzufühlen. Abgesehen von deinen Cluster-Kopfschmerz-Attacken hattest du eine wunderbare Oberstufenzeit. Egal ob in der WSO oder der TLS, im Neustädter Tor oder im Coffee One, du warst in Giessen angekommen. Mit dem Führerschein, den du souverän sofort bestanden hast, kam die große Freiheit. Es kamen zwei Bands in dein Leben, mit denen Du Musik machst. Man konnte sehen wie gut es dir plötzlich ging. Du hast angefangen im Rewe dein Geld zu verdienen und warst plötzlich groß und eigenständig. Und dennoch sind wir uns immer nah geblieben. Ich schätze es sehr dass du oft einfach vorbeischaust, einfach nur so. Und dass ich dir immer ein Gesprächspartner sein durfte wenn du Sorgen hattest.
Und nun ist es so weit. Heute bekommst du dein Abi-Zeugnis. In der Prüfungszeit hast du all unsere Nerven noch mal ein wenig strapaziert, aber im Grunde wussten wir dass es irgendwie klappt.
DU hast es gerockt!
Life is now!
Sonntag, 16. Juli 2017
Das kleine Kind ist groß!
Donnerstag, 16. Juli 2015
Das zweite Kind ...
Lieber Tom,
der Blogeintrag den ich zu Mines 18. Geburtstag geschrieben habe fiel mir gerade in die Finger, und wenn Du nun auch erst 16 wirst, kommen mir so viel Gedanken, die ich aufschreiben und mitteilen will.
Vor wenigen Tagen ist ein Mädchen in Deinem Alter durch einen tragischen Unfall gestorben. Wir kannten sie nicht, aber wenn man die Einträge auf ihrer Facebookseite liest kommen einem die Tränen.
Ein lebensfrohes, lustiges Mädel, mitten aus dem Leben gerissen. In Anbetracht dieser Tragödie wird vieles so unbedeutend.
Ja, Du warst ein anstrengendes Baby. Mit so vielen Bedürfnissen. Wie hab ich mich danach gesehnt auch nur mal 3 Stunden am Stück schlafen zu dürfen. Wie froh wäre ich gewesen, wenn Du vor dem Schlafen mal nicht stundenlang vor Bauchweh geweint hättest. Wir haben harte Zeiten erlebt. Die Trennung, den Tod von Oma Lilo, Opa Rudi, Opa Uli … alles Menschen die Dir so viel bedeutet haben.
Immer mal wieder aufgeschlitzte Füße vom Puddeln im Lückebachteich, gebrochene Arme, Füße, ausgerenkte Schultern, Streptokokkeninfektionen, ich hab Dich kilometerweit früher im Tragetuch und später huckepack getragen, weil du einen Rollstuhl entwürdigend fandest, übers Holy Wacken Land geschleppt, nachdem Dich die Sanitäter versorgt hatten.
Hab Dich zu den unmöglichsten Zeit an den unmöglichsten Orten abgeholt, mit Dir Burger und Bratwoscht gegessen, hab immer versucht, Deine manchmal ungewöhnlichen Eigenheiten zu verstehen. Und siehe da … es wurde mit den Jahren immer besser.
Aus dem Baby-Bauchweh-Geplärre wurde „ich habe Angst und Bauchweh“ , aus dem Nicht-Ohne-meine-Mama-Gejammer ein „ich bin einfach am liebsten zu Hause“. Aus dem ich-will-nur-Brust-und-Milch-und-Leberwurscht-Baby wurde „Ich esse alles so lange es nicht grün ist und knackt wenn man draufbeißt“.
Mittlerweile sind wir froh, wenn Du nicht zu übermütig oder gar leichtsinnig bist, dann und wann überhaupt zu Hause bist, und der Kühlschrank genug hergibt um Dich nach dem Fitnesstraining ausreichend satt zu bekommen.
Dein Papa und ich haben trotz aller Sorgen immer versucht Dir und Mine Eltern zu sein, auf die man sich verlassen kann. Euch trotz Trennung die Möglichkeit zu geben Familie zu spüren. Haben es hoffentlich geschafft, Euch bei der Gratwanderung zwischen „Da muss man durch!“ und „Das muss man sich nicht antun!“ zu helfen.
Und morgen wirst Du 16. Die Zeit ist verflogen. In manchen durchwachten Fieber- oder Bauchwehnächten war ich mir nicht sicher ob es irgendwann wieder leichter werden würde. Dennoch habe ich mantramäßig, während ich dich im Fliegergriff durch den Flur schuckelte, „du wirst auch irgendwann groß werden!“ wiederholt. Du bist tatsächlich groß geworden.
Wir lieben Dich
Freitag, 4. Mai 2012
Ach Du liebe Zeit...
da ist er nun, der Moment, den man als Mutter ebenso herbeisehnt wie ganz weit weg wünscht. Das erste Kind weitestgehend unfallfrei so groß gekriegt, dass man es für halbwegs überlebensfähig hält. Morgen wird mein Baby 18. Da ich aber morgen a) alle Hände voll zu tun haben werde und b) meinen Kopf frei haben muss, schreibe ich mir heute schon mal meine wehmütigen Gedanken von der Seele. Heute vor 18 Jahren hatte ich einen dicken Bauch und einen ebenso dicken Sack voller Illusionen im Kopf. Wünsche und Träume. Das meiste kam anders - das Wichtigste aber hab ich geschafft: Das Leben mit meiner Tochter immer genossen, ihr Mutter, Freundin, Seelenmülleimer, gutes und schlechtes Beispiel gewesen. Man fragt sich ja schon: Hab ich ihr alles mitgegeben, was sie braucht? Hat sie genug Bodenhaftung, um nicht abzuheben? Aber hat sie auch alles, um ihre Flügel auszuprobieren? Jemand hat mir gesagt: Du hast ihr MUT beigebracht - das ist das Wichtigste, den Rest muss sie selber lernen! Ja - und ich hab ihr beigebracht, dass man das Leben geniessen muss. Jetzt. Keiner weiss, ob wir eine nächste Chance haben. Ich habe ihr Pragmatismus vorgelebt, Offenheit und Toleranz, eine Spur von Irrsinn und kreativem Chaos, versucht ihr den Unterschied zwischen "da muss man durch" und "das muss man sich nicht antun" zu erklären, ich habe Herzenswärme, Liebe und Eis essen über geputzte Wohnung und gemähten Rasen gestellt. Ich hab ihr gezeigt, dass Frauen tapezieren, Möbel zusammenbauen, Holz stapeln, Wohnmobile bei ebay ersteigern, mit dem Rucksack und dem Zelt nach Wacken fahren, Computer, Handys und ähnliches instalieren können... ich hab ihr aber auch gezeigt, dass man 17 mal über eine dreckige Jeans steigen kann, bis man sie in die Wäsche gibt, dass Fenster erst dann geputzt werden müssen, wenn trotz scheinender Sonne Dauernebel in der Wohnung ist, dass man die Feste feiern muss wie sie fallen, nötigenfalls auf Umzugskisten sitzend, dass Freunde hier immer wilkommen sind und einen Schlafplatz bekommen, auch wenn wir keinen 4-Sterne-Comfort bieten können, dafür aber Katzen, einen warmen Ofen, handgenähte Zudecken, Nudeln oder Milchreis, Kaffee bis zum Umfallen und einen Internet-Zugang. Hier wohnen Gitarren und Bücher, Mittelalterutensilien neben Cowboystiefeln, Tarotkarten und Edelsteine, Heavy-Metal-CDs neben Countrysongs, Kochbücher und Küchenmaschinen aller Art, vom Thermomix bis zum Pizzaofen.
Ich habe versucht deutlich zu machen, dass man seinen Beruf nach seiner Leidenschaft aussuchen sollte, und nicht nach dem Gehalt. Dass man ausprobieren darf und muss und die Wege des Herrn unergründlich sind. Apropos Herr... hier mischt sich evangelischer Konfirmandenunterricht mit buddhistischen Lehren, Esoterik und biologisch belegbarer Evolution... - was nicht tragisch ist. Die absolute Wahrheit kennt ohnehin niemand. Und die schlimmsten sind die, die genau das nicht akzeptieren... aber ich schweife ab...
Sie hat eine ambulante Geburt (wo man der frischgebackenen Mutter das erste Mal Wahnsinn attestierte) Blähungen, Masern und zwei mal Zähnekriegen überlebt, Kindergarten, Grundschule und Reiterhöfe unsicher gemacht, unzählige Urlaube mit ihren Eltern überstanden, die erst an der Auffahrt Fernwald entschieden, ob es nach Oberstdorf im Allgäu oder nach St Peter Ording an der Nordsee gehen sollte, sie lernte Fahrradfahren und Schwimmen, schlug sich das Kinn auf, brach sich den Arm, verlief sich in der Stadt und verpasste den Bus. Sie quälte sich mit Liebeskummer und weiblichem Zickenkrieg, sie lernte Nudeln kochen und Kuchen backen, sie lernte, sich einen Job zu suchen, und Auto zu fahren. Und nun ist sie groß!
Ich bin wehmütig. Aber ich bin auch stolz. Ich habe jeden einzelnen Tag mit ihr genossen! Und wir gehen auch 2050 noch zusammen auf Wacken...
KEEP ON ROCKING, MINE!
Sonntag, 15. April 2012
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Liebe Grüße
Nicole
Samstag, 11. Februar 2012
Nachwort
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Der Quiltstorch
Meine Metallerseele
Mein Hexenhaus und ich
"Time keeps painting, my Darling..."